30.08.11 16:28
Vermentinanicht registriert
|
Vermentina im Glück - Freie Trauung
In der Nacht auf Samstag fegte ein Föhnsturm durch das Tal – ich erwachte um drei Uhr morgens, schlief um etwa vier Uhr wieder ein, eine halbe Stunde später miaute die eine Katze vor der Tür, als ich wieder eingeschlafen war legte der Sturm nochmal zu, ich warf die Katze aus dem Haus weil sie keine Ruhe gab, wieder eingeschlafen, miaute die zweite Katze vor der Tür und eine halbe Stunde später klingelte dann der Wecker … Willkommen Hochzeitstag!
Ich ging nach unten, machte mir einen Kaffee und schaute aus dem Fenster – am liebsten hätte ich angefangen zu weinen: Ich war völlig übermüdet und es regnete in Strömen, der Tag begann grau in grau und der Nebel hing tief.
Nach einem kleinen Frühstück begab ich mich zu meiner Coiffeuse, welche mich dann ein wenig aufheiterte und mir immer wieder sagte, dass der Regen am Nachmittag aufhören würde. Irgendwie glaubte ich ihr und meine Laune besserte sich langsam. Als dann GGs Trauzeugin eintraf und dumme Sprüche machte, ging es mir nochmals besser Meine Frisur war der Hammer und die Kosmetikerin hatte mich super geschminkt.
Zurück zu Hause trödelten wir noch ein wenig herum, bis wir merkten, dass wir eigentlich schon angekleidet sein sollten (Zeitplan lässt grüssen …). Also husch husch das Brautkleid geholt und mit dem Ankleiden begonnen – und nun war meine Vorfreude endgültig wieder da. GGs TZ und ich hatten einen Riesenspass und ich fühlte mich schon wieder superwohl in meinem Kleid. Kurze Zeit später war sie auch angezogen und gestylt und wurde auch schon abgeholt, um den Helfern bei der Location letzte Anweisungen zu geben (unsere Hochzeit fand auf einer Burg in Graubünden statt, der logistische Aufwand war einfach enorm).
Nun waren mein Papi und ich alleine und stiessen mit einem Cüpli an. Ich schaute immer wieder hoch zum Himmel und bat mein Mami, den Regen wirklich noch verschwinden zu lassen … was anscheinend wirkte: Einer unserer Helferlis rief mich kurz nach dem Mittag an und sagte mir, der Regen habe aufgehört 
Mein Papi wurde auch langsam nervös, auch wenn er es nicht zugeben wollte, also machten wir uns auf den Weg. Im geliehenen Auto drückten wir uns durch die CD-Sammlung und fuhren mit voll aufgedrehtem Sound von Led Zeppelin in Richtung Location. Kurz vor dem letzten Anstieg riss der Himmel auf, die Sonne schien mich an und ich dankte meinem Mami innigst. Und nun zitterte ich am ganzen Körper und hätte am liebsten angefangen zu weinen. Mein Trauzeuge erwartete mich vor dem einen Turm und erzählte mir, dass alles bereit sei und nur noch auf mich gewartet werde.
Kurze Zeit später erklang das Einzugslied – „Andar conmigo“ von Julieta Venegas. Papi und ich machten uns auf den Weg und schritten über die Wiese – nun sah ich die versammelte Gesellschaft unter den beiden Eichen, unserem Trauungsplatz, mir zugewandt … so viele lächelnde Gesichter, so viele Emotionen.
Mein Papi ging viel zu schnell – ich hielt ihn zurück und sagte: „Nicht so schnell!“ und er sagte: „OK!“, machte zwei langsame Schritte und legte dann wieder einen Zahn zu Wir beide hatten Tränen in den Augen und endlich entdeckte ich GG – auch er hatte Tränen in den Augen und sah einfach wunderschön aus!
Bei ihm angekommen nahm mein Papi je eine Hand von uns und sagte zu GG:“ Lieber E…, ich übergebe Dir hiermit meine Tochter und bitte Dich, immer gut auf sie aufzupassen.“ – Gänsehaut pur!
GG nahm dann beide meine Hände, strahlte mich an und sagte mir, was für eine wunderschöne Braut ich sei und wie sehr er sich auf mich gefreut habe. Darauf musste ich natürlich meine Komplimente auch loswerden und wir strahlten um die Wette.
Unsere Ritualgestalterin begann dann mit der Trauung, indem sie alle Gäste inklusive der Abwesenden begrüsste (mein Mami und andere, welche leider nicht mehr unter uns sind), was ich wunderschön fand. Sie ging auf unsere Wurzeln ein und bat dann GGs Eltern nach vorne, welche das Gedicht „Quiero“ von Jorge Bucay vortrugen – einfach nur schön! Die beiden überreichten uns das Gedicht und eine Kerze, welche wir in schweren Stunden anzünden dürfen. Anschliessend trat mein Papi an die Gitarre (anscheinend gab es kurz vorher noch einen Stromausfall – auch hier wieder Riiiesenglück!) und sang und spielte „Into the colors“ von Ben Harper. Meine Tränchen flossen nur so … und ich war soo happy (GG auch, seinem Händedruck nach ). Sehr überraschend trat dann mein Bruder nach vorne und trug uns einen selber geschriebenen Rap über gemeinsam erlebte Situationen und über unsere Beziehung vor (er war mal Schweizer Meister im Freestyle Battle) – einfach herrlich, ich habe Tränen gelacht!
|